Die Informationen hier können nicht vollständig sein. Sie gehen oft davon aus, daß Ihr die Vor­ge­schichte kennt.
Bitte lest die Jah­res­be­richte vom Oktober 2005 und Oktober 2006 und die genaueren Berichte, auf die dort hin­ge­wiesen wird. Oder geht über die Schalt­fläche "Gesamt-Inhalt und ältere Berichte" ins Archiv der "Er­gän­zungen zu den Jahres­be­rich­ten", in denen ich während der Reisen immer ganz aktuell berichtete.

 
Aktuelles / Neueste Meldungen

Nepal, Oktober bis Dezember 2006

Jürgen Dahm Stiftung
gegründet.
Neue Internet-Seiten unter

www.j-dahm-stiftung.de

(Von unten nach oben zu lesen!)
 

31.12.2006: Alles GUTE
für das neue Jahr 2007!

Was fällt mir ein, wenn ich versuche, das vergangene Jahr in wenigen Zeilen zusammenzufassen?
(Ohne Anspruch auf Vollständigkeit!:)

Ab 25. Januar werde ich wieder in Nepal sein und darf Euch bitten, diese Seiten wieder regelmäßig zu besuchen.

• Zwei Jugendliche, die mir recht nahe standen, kamen ums Leben. (Details weiter unten auf dieser Seite.) Ein zwölfjähriger Nachmittags-Besucher starb in seinem Heimatdorf nach einem Schlangenbiss.
• Mit früheren Kindern, die mich in Nepal nun als junge Erwachsene besuchten, ging ich meine Datenbank durch und musste erfahren, dass vier unserer früheren Straßenkinder inzwischen nicht mehr leben; einer nach einem Motorradunfall, die anderen infolge ihrer Drogenabhängigkeit.
• Fast alle Straßenkinder, die mich in den letzten Jahren regelmäßig besuchten oder (immer nur zeitweise) fest bei mir wohnten, sind inzwischen in den Heimen eines anderen Hilfswerks untergebracht, gehen zur Schule oder lernen einen Beruf. (Tischler, Motorrad­mechaniker, u.a.)
• Erfreulich viele ehemalige Kinder scheinen ihren Weg gemacht zu haben; ich traf sie als Koch oder Bedienung in Restaurants, traf sie auf der Straße auf dem Weg zu ihrer Arbeit bei einem Großhändler oder in ihrem Geschäft; oder sie besuchten mich und erzählten von ihrer festen Anstellung bei einer Tempel-Restaurierung oder in einer T-Shirt-Fabrik. - Einer ist Taxifahrer; und als ich zufällig in sein Auto stieg, nahm er für die Fahrt ins Krankenhaus kein Geld von mir.

Mutter mit Tochter in Kathmandu

Mutter mit Sohn auf Lombok

Vater mit Tochter auf Bali

Kleinkind of Lombok

Baby  of Lombok

• Ich habe nicht mitgezählt, wie viele "neue Enkel" (Kinder früher mal betreuter Kinder) mir in diesem Jahr geboren wurden. - Und ich habe sicherlich auch noch nicht von allen erfahren. Die nebenstehenden Fotos zeigen Euch eine kleine Auswahl.
• Medizinisch gibt es neben "dem üblichen Kleinkram" einige größere Erfolge zu berichten: Den beiden am Herzen operierten Kindern geht es gut; und bei den beiden Kindern, deren Knochenmarkentzündung wir über Jahre behandelten, hat sich stabiler Knochen gebildet. (Sie werden noch einige Operationen zur "Begradigung" der Knochen brauchen; aber die Gefahr, amputieren zu müssen, ist gebannt.)
• Auch schulisch dürfen wir recht zufrieden sein: Wir zahlen jetzt (in beiden Ländern zusammen) mehr als 200 Kindern und Jugendlichen die Ausbildung. Mehrere machten dieses Jahr den Abschluss und arbeiten (in Indonesien) oder besuchen (in Nepal) eine weiterführende Schule.
Ich danke Euch allen für Eure finanzielle wie auch moralische Unterstützung! (Und ich entschuldige mich wieder einmal, dass ich auf so viele Briefe und E-Mails nicht geantwortet habe.)

27.12.2006: Der gelähmte Junge (ich berichtete am 19.10. und am 19.11.) ist leider vorgestern Abend verstorben. Er hatte über Schmerzen in der Brust geklagt, wurde vom Trainingszentrum in ein Krankenhaus verlegt. - Zu spät.
Unser Lehrer sorgte zusammen mit der Mutter des Jungen für die Leichenverbrennung. Sein erwachsener Bruder muss sich jetzt um die weiteren hinduistischen Zeremonien kümmern.
Wenn wir dem hinduistischen Glauben an die Wiedergeburt folgen können, dürfen wir hoffen, dass ihm ein neues Leben ohne Armut und ohne Behinderung bevorsteht.

23.12.2006: Mit besten Wünschen für die Weihnachtsfeiertage
und mit BESTEM DANK für alle Unterstützung im zu Ende gehenden Jahr
möchte ich versuchen, den Herbst in Nepal etwas zusammenzufassen:
• Die Zahl der von uns geförderten Schülerinnen und Schüler in Nepal hat sich nur moderat erhöht. Einige Neue nahmen wir auf; aber einige schafften den Abschluss nicht und schieden aus, andere gingen zurück aufs Dorf; Kinder, für die wir zahlen wollten, kamen dann doch nicht zu unserem Lehrer oder gaben den Schulbesuch ganz auf. Für zwei Mädchen stellten wir die Unterstützung ein, nachdem ihre Mutter uns betrog. So zahlen wir nun also für 126 Kinder und Jugendliche die Ausbildung ganz oder teilweise. 51 davon (= 40%) sind Mädchen.
(Für drei weitere beschlossen wir in den letzten Tagen vor meinem Heimflug, mit den Zahlungen zu beginnen. Und mehrere sind bereits vorgemerkt für die Zeit nach den nächsten Versetzungsprüfungen im April 2007.)
• Medizinisch hat sich in den gut zwei Monaten wieder einiges getan: Meine Medizin-Abrechnung ist über 300 Zeilen lang; und da sind noch nicht die Kinder enthalten, die mit unserem Lehrer zum Hausarzt oder zur Zahnbehandlung gingen und in seiner Abrechnung stehen.
Der Junge mit der seit Jahren behandelten Knochenmarkinfektion im linken Arm wird in diesen Tagen ins Krankenhaus aufgenommen, um die Stahlschiene aus seinem Arm zu entfernen und diesen zu begradigen. Dem Mädchen mit der gleichen Infektion im Bein wurden die außen angebrachten Metall-Schienen entfernt und sie ist vorübergehend in ihr Heimatdorf zurückgekehrt.
Das Bein des Jungen, von dem ich Euch am 25.11. erzählte, wurde von selber wieder gerade, ohne dass die Ärzte einen Grund für die Kontraktion gefunden hätten. Und das Mädchen mit dem Wasserkopf wurde gut drei Wochen nach ihrer Operation entlassen und in ihr Heimatdorf geschickt, muss später wieder zur Kontrolle kommen.
Viele Details über so viele weitere Kinder möchte ich Euch hier nicht schreiben. - Was mich aber besonders freut ist das aktive Interesse der Kinder an der Immunisierung gegen Tetanus! Von den 54 Kindern, die im Vorjahr zwei Spritzen bekamen, sind 49 nun für 10 Jahre immunisiert. Einer ist verstorben, zwei konnte ich nicht erreichen, zwei haben noch Zeit bis zum Frühjahr, sich die dritte Spritze geben zu lassen.
Diesen Herbst begannen 67 Kinder mit der Immunisierung. 62 davon ließen sich bereits während meiner Anwesenheit die zweite Spritze geben. (Zwei haben den Termin wohl verpasst; drei gehören zu unseren Schülern und haben noch bis Jahresende Zeit, werden sich die Spritze wohl mit einem Ticket unseres Lehrers geben lassen.)

12 von 53 der neueren Nachmittagskinder
Fünf Fotos á 10x15 cm ergaben den
"Katalog" der noch nicht in meiner
Datenbank erfassten Kinder.

• Ein interessantes Thema sind die (immer neuen) Nachmittagskinder:
Im Frühjahr fanden wir langsam heraus, dass einige unserer Kinder mich regelrecht "bescheißen", wenn es darum geht, Freunde von ihnen bei mir einzuführen. Sie erzählten mir, dass "der doch früher schon immer gekommen sei"; und sie brachten Freunden bei, wie sie sich zu verhalten haben: "Namaste Jürgen"; "ich möchte heute gerne Samosa essen". Und wenn ich das Gefühl hatte, dieses (neue ?) Kind nicht zu kennen, kam die Erklärung: "Ich kam damals im xxx-Hotel schon immer; aber nun war ich lange in meinem Heimatdorf..."
Um dies in Zukunft zu unterbinden, wies ich im Frühjahr einen Jugendlichen an, ALLE neueren Nachmittagskinder (die noch nicht in meiner Datenbank erfasst sind) zu fotografieren. Viele dieser Kinder kamen schon so lange; oder waren Geschwister von alten Stammkunden, dass ich bereits im Sommer in Indonesien Datenblätter für sie anlegte. Von den verbleibenden 51 Kindern druckte ich einen "Katalog", den ich in unserem Tageszimmer an die Tür klebte. Wenn nun ein mir scheinbar unbekanntes Kind kam und mir erzählte, dass er/sie doch auch früher schon gekommen sei, forderte ich ihn/sie auf, mir sein Foto zu zeigen. Wer nicht im "Katalog" der Kinder des Frühjahrs enthalten war, musste SEHR gute Argumente haben, mich zu überzeugen. Ansonsten galt in diesem Herbst ganz strikt die Regel  K E I N E   N E U E N   K I N D E R. Wer immer einen Freund, Mitschüler oder Geschwister mitbrachte, bekam nur seine eigenen Essensgut­scheine und musste die Hälfte an den Begleiter abgeben. Da wie immer einige der von uns betreuten Kinder nicht mehr kamen (z.B. weil sie in ihre Heimatdörfer zurückkehrten), reduzierte sich die Zahl der täglich von uns bezahlten Mittagessen von "150 bis 180" im Frühjahr auf durchschnittlich 120 pro Tag. (Das ist aber keine Lösung auf Dauer; denn so würde ich ja keinerlei neue Kinder kennenlernen - die vielleicht dringend unserer Hilfe bedürfen würden...)
Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass die meisten dieser noch neuen Kinder sehr schnell zu Stamm-Besuchern werden: Von den 51 im Frühjahr als "noch zu neu" eingestuften Kindern besuchten mich fünf bereits am Tag meiner Ankunft; bis zum Ende der ersten Woche hatten sich 41 gemeldet und kamen meist täglich. Andere kamen erst später; einer lebt in einem Heim, einer ging zurück aufs Dorf. Nur von vier dieser 51 Kinder erfuhr ich während des ganzen Herbstes gar nichts.
 

Ich selbst mit zugeklebtem linken Auge.

20.12.2006: Nun kann ich in etwa nachvoll­ziehen, wie unser kleiner schielender Dinesh (Foto am 25.11.) sich fühlen muss: Am Dienstag wurde mein grauer Star operiert, das linke Auge zugeklebt. Die Abdeckung war so dick, dass ich die Brille nicht tragen konnte und das rechte Auge (-2,75 Dioptrien) auch nur bis ca. 1,5 Meter scharf sah.
Aber bei mir war es nur ein Tag. - Dinesh muss das mindestens drei Monate lang durchhalten!
Heute wurde der "Deckel" entfernt, die Augenärztin war sichtlich begeistert. "Das sieht gar nicht aus wie frisch operiert. - Das hat der Herr Professor fantastisch gut gemacht!"
Nun soll ich noch 2 Tage wenig lesen und schreiben; danach berichte ich Euch wieder aus Nepal.

15.12.2006: Mir rennt die Zeit weg und ich werde nicht fertig - und morgen werde ich nach Deutschland fliegen. Montag Augenklinik, Dienstag eine kleine Operation am linken Auge. Ich hoffe, Euch danach recht bald einen abschliessenden Bericht über diese Nepal-Saison schreiben zu können.

10.12.2006: Ich muss mich sehr entschuldigen, dass ich hier so lange nicht berichtete. - Mir läuft einfach die Zeit davon und ich werde jeden Tag nicht fertig. In einer Woche werde ich schon wieder in Deutschland sein; und in acht Tagen in der Augenklinik für eine kleine Operation...
Vorgestern war ich beim ältesten der hiesigen Rotary-Clubs eingeladen und konnte Fotos zeigen und erzählen, was ich für die hiesigen Kinder tue. 21 Mitglieder und 7 Gäste waren sehr interessiert und viele sagten mir hinterher, wie gut es ihnen gefallen habe.
Große Freude bereitete mir der schielende Junge, von dem ich Euch schon mehrfach berichtete: Als er gestern Abend die Binde vor dem einen Augen abgelegt hatte, erzählte er, dass er alles doppelt sehe. Das ist meines Erachtens ein großer Schritt zum Erfolg: Denn 12 Jahre lang hatte sein Gehirn das schief stehende Auge "abgeschaltet", so dass es nicht durch doppelte Bilder gestört würde. Nun sieht er wieder auf beiden Augen und das lässt hoffen, dass seine Behinderung irgendwann durch eine Operation korrigiert werden kann.

25.11.2006: In einem Monat ist Weihnachten; heute in drei Wochen werde ich nach Hause fliegen - und darf noch gar nicht daran denken!
Bei uns läuft alles bestens - nur die Zeit reicht eben nie. Zur Zeit bin ich fast jeden Tag mit verschiedenen Kindern bei Ärzten oder in Krankenhäusern, komme oft erst gegen 13 Uhr nach Hause, wenn das Nachmittagsprogramm gleich beginnt.

Junge mit zugeklebtem Auge vor dem Gerät, an dem er seine Übungen macht
In der Augenklinik.

• Mit dem schielenden Jungen, den ich Euch im Frühjahr vorstellte, habe ich die Behandlung wieder aufgenommen. An sechs Tagen pro Woche kleben wir morgens das sehende Auge zu; jeweils am Samstag das Schielende. Sechs Mal pro Woche geht er in Begleitung anderer Kinder in die Augenklinik, um seine Übungen zu machen. (Und alle zwei Wochen gehe auch ich, um mich bei den Ärztinnen zu informieren.)
• Mit mehreren Mädchen war ich in der Augenklinik, weil sie über Kopfschmerzen oder tränende Augen klagten.
• Zwei Jungen müssen beschnitten werden; bisher machten wir nur die Voruntersuchungen.
• Die Mütter von zwei Kindern baten mich um Hilfe, weil sie nachts einnässen - so extrem, dass es nicht am zu tiefen Schlaf liegen kann, sondern medizinisch bedingt sein muss. Urin-Untersuchung und Ultraschall haben wir machen lassen, die abschließende Diagnose steht noch aus.
• Zwischendurch war noch ein Vierzehnjähriger eine Treppe heruntergefallen. Sechs (!) Knochen in Hand und Unterarm sind angebrochen und er wird bis zu sechs Wochen einen Gips tragen müssen.
• Ein Straßenjunge, der seit kurzem bei uns wohnt, kann seit etwa zwei Monaten sein rechtes Bein nicht strecken. Bei der ersten Untersuchung stritten sich Chirurgen und Orthopäden, weil keiner zuständig sein wollte. Im Moment sind wir bei den Chirurgen - haben aber immer noch keinen Grund gefunden. Röntgen des Beines und der Wirbelsäule (mit Verdacht auf Knochen-Tuberkulose) waren ohne Befund; ebenso eine Ultraschalluntersuchung von Bauch und Hüfte...
• Nebenbei ließ ich bisher 136 Tetanusspritzen geben: Damit schlossen diesen Herbst 47 Kinder und Jugendliche ihre Immunisierung ab; nur drei konnte ich bisher nicht erreichen und einer ist verstorben. 67 Kinder ließen sich ihre erste Spritze geben. Die ersten von ihnen konnten sich seit Sonntag die zweite Spritze geben lassen; und auch das haben bisher bereits 21 getan.

Wasserkopf mit Verband - bereits nach der Operation.

• Für das einjährige Mädchen auf nebenstehendem Foto habe ich seit knapp einer Woche die Mit-Verantwortung übernommen. Die Eltern waren mit recht wenig Geld aus dem Dorf in die Stadt gekommen, weil der Wasserkopf immer größer wurde. Ein Mann, der zufällig sah, wie ich mich im Krankenhaus um mehrere Kinder kümmerte, sprach mich und unseren zufällig auch anwesenden Lehrer an: Er hatte die Eltern mit dem Kind ziemlich verzweifelt in den Gängen des Krankenhauses sitzen sehen. Da er zwei der Neurochirurgen privat kennt, hatte er diesen das Kind vorgestellt und ein kostenloses Bett organisiert. Sie war gleich am nächsten Tag ein erstes Mal operiert worden und er hatte aus einer Apotheke auf Kredit die Medikamente besorgt. Nun wusste er finanziell nicht weiter und bat mich um Hilfe. Ich hatte aber keine Lust, bereits verbrauchte Medikamente, über die ich keine Kontrolle habe, zu bezahlen. So ging ich mit ihm in die Armen-Apotheke der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft und zwang ihm einen Kompromiss auf: Er sorgt irgendwie für die Bezahlung dessen, was er bisher besorgte; Stuttgart und ich übernehmen ab jetzt die Verantwortung: Alles, was die Apotheke hat und kostenlos abgeben kann, werden sie geben; alles, was gekauft werden muss oder z.B. Untersuchungen, die bar zu bezahlen sind, setzen sie mir auf die Rechnung.
Unsere Schülerinnen und Schüler sind zur Zeit mit den zweiten Tertialsprüfungen beschäftigt; an einigen Schulen sind sie gerade beendet, an anderen beginnen sie morgen.
 

Der Junge in seinem Bett
Als ich ankam, begrüßte
er mich im Rollstuhl. Bis
ich mit der Arbeit fertig
war und ihn fotografieren
konnte, war er gerade
wieder ins Bett gegangen.

19.11.2006: Am Mittwoch wurde der gelähmte junge Mann, von dem ich Euch hier vor genau einem Monat berichtete, mit nur noch zwei kleinen Wunden vom Krankenhaus für plastische Chirurgie in das Trainings­zentrum für Wirbelsäulen-Verletzte verlegt. Heute besuchte ich ihn dort, bekam viele Informationen vom Personal und deponierte Geld für den ersten Monat.
Er soll nun in drei bis sechs Monaten hier alles lernen, was man zum Leben im Rollstuhl wissen muss: Gymnastik und Hygiene, Umgang mit Stuhlgang und Urinbeutel, das Vermeiden von Wundliegen, das Benutzen einer normalen nepalischen Toilette, usw. usw.
Einen "kleinen Tiefschlag" bekam ich, als ich fragte, wo er nach dieser Zeit untergebracht werde oder in welche Einrichtung sie ihn vermitteln können: Ihnen ist bisher in Nepal kein einziges Heim oder Hilfswerk bekannt, das Querschnittgelähmte und/oder Rollstuhlfahrer aufnimmt. Er muss zurück nach Hause in das Zimmer seiner Mutter und mit dem, was sie ihm hier beibringen, muss er dort leben können.

12.11.2006: Gestern war der Stuhl neben meinem Schreibtisch fast den ganzen Tag besetzt.

Viele Kinder an meinem Schreibtisch
Es waren mal wieder überwiegend Jungen anwesend - und die Mädchen
drängen sich in so einem Gewühl nicht dazwischen ...

Vormittags kam wie vereinbart der Möbelhändler, mit dem ich über speziell anzufertigende Sachen diskutierte. Um 13 Uhr kam mit den ersten Kindern eines unserer Mädchen und brachte einen Nachbarn mit, dem sie schon so viel von uns erzählt habe und der sich das mal anschauen wollte. Der hatte sich kaum verabschiedet, als eine mir nur per E-Mail bekannte Deutsche kam: Freundin von guten Freunden, früheren Reiseteilnehmern, die mir einen ganzen Rucksack voll Kinderkleidung brachte. (Sie machte u.a. das nebenstehende Foto und erlaubte mir, es gleich in meinen Computer zu kopieren.) Bald darauf kam ein junger Mann, eines unserer Ex-Kinder, der mir vom Ärger mit seiner Frau erzählte, die ihre kleine Tochter immer wieder zu den Großeltern mitnimmt, anstatt sie regelmäßig zur Schule zu schicken. Der Stuhl war noch nicht abgekühlt, als Dagmar kam, eine gute Freundin, die schon oft in Nepal war; sie kam kürzlich vom Trekking zurück und wird morgen nach Hause fliegen. Und nach dem Abendessen kam Shyam, mein Ex-Kind und früherer Sozialarbeiter, der jetzt Heimleiter bei A.P.C. ist; nach einem Tagesausflug mit 30 Kindern war er total erschöpft und wollte sich einfach nur ausruhen und ein bisschen schwätzen.
Ansonsten gibt es nicht viel Wichtiges zu berichten; es läuft alles bestens. Mit durchschnittlich etwa 140 Kindern täglich haben wir bisher über 50 Ausweise neu ausgestellt (oder verlorene ersetzt). 60 Kinder und Jugendliche durften sich bisher je eines der mitgebrachten Kleidungsstücke aussuchen; über 110 Kinder bekamen in den letzten vier Wochen eine Tetanusspritze. (Für 48 war es die dritte Spritez und sie sind nun für 10 Jahre geschützt.

9.11.2006: Es werde Frieden!!! - Die sieben bisher demokratischen Parteien und die Maoisten (die früheren Guerilla) haben gestern in den frühen Morgenstunden nach einem 18-stündigen Verhandlungs-Marathon ein Abkommen geschlossen: Der König wird entmachtet und seine während der Regentschaft angehäuften Besitztümer gehen an den Staat. Die Armee wird außer für ganz bestimmte Aufgaben in ihren Kasernen bleiben. Bis Mitte November werden die Maoisten alle Waffen unter UNO-Aufsicht stellen und alle Soldaten der "Volks-Armee" sich in Lagern einfinden. Bis Ende des Monats werden sich die "Volksgerichtshöfe" und die "Volks-Regierung" der Maoisten ebenso auflösen wie die "feudale" Nepalische Regierung. Ab 1. Dezember wird es eine Übergangsregierung geben, die eine neue Verfassung erarbeiten wird.
Hier könnt Ihr den ganzen Text des Abkommens (auf Englisch) lesen.

2.11.2006: Vor ein paar Tagen habe ich mir einen Traum erfüllt, den ich hegte, seit das Hotel mir kündigte und ich nach einer Wohnung zu suchen begann: Einen zweiten (Flach-) Bildschirm!

Mein Schreibtisch mit Laptop und Zusatz-Bildschirm; im Hintergrund spielen Kinder.
NOCH arbeite ich an einem alten Küchentisch. Heute begann ich mit den Verhand-
lungen für einen speziell nach meinen Bedürfnissen angefertigten Schreibtisch

Ich kann jedes Programm vom einen zum anderen Monitor verschieben; und durch die höhere Auflösung des Neuen (17 Zoll und 1280 Pixel) hat sich meine Arbeitsfläche um 166% vergrößert.
Ich habe zeitweise bis zu 15 Programme gleichzeitig geöffnet: Notizen, Tagebuch, Kalender; E-Mails in Word und Abrechnungen in Excel; die Kinder-Datenbank; mehrere Explorer mit den neuen und bearbeiteten Fotos und Passbildern; dem Inhalt der Kamera; Listen der Kinder für Tetanus-Impfungen, Kleidungs-Verlosung und ausgestellte, verlorene oder neu zu machende Ausweise; Bild-Betrachter, Foto-Bearbeiter, usw. ...
Und so hat es sich nach kurzer Zeit als extrem hilfreich erwiesen, nicht immer zwischen diesen Programmen umschalten zu müssen, sondern bis zu fünf gleichzeitig auf den beiden Bildschirmen vor Augen zu haben. (Im Foto sind leider nur zwei zu sehen, da ich Word dummerweise im Vollbild-Modus laufen ließ.)
(Der zusätzliche Bildschirm kostete 187,- Euro - und wurde selbstverständlich NICHT als Kinder-Ausgabe gebucht. Dies ist mein Hobby und mein persönlicher Spaß!)

25.10.2006: Heute geht die Saison der großen hinduistischen Herbstfeste zu Ende. Dasain war schon vorbei. als ich in Nepal ankam; gestern war der letzte wichtige Tag von Tihar: Alle männlichen Nepali müssen ihre Schwestern (oder ersatzweise andere weibliche Verwandte) besuchen, von denen sie als Segenszeichen den roten oder mehrfarbigen Punkt der Tika auf die Stirn bekommen. Dies ist mit mehr oder weniger aufwändigen Zeremonien verbunden, mit speziellem Essen, mit Geschenken von Obst und Gebäck, mit Blumenketten um den Hals. Die Mädchen und Frauen bekommen als Gegenleistung ein Geldgeschenk.
Viele Leute müssen dafür in ihre weit entfernten Heimatdörfer fahren; alle Geschäfte und Hotels arbeiten mit minimalem Personal. Manche Schulen hatten für beide Feste jeweils kurze Ferien, andere waren für die ganze Zeit geschlossen. Nun beginnt zwischen Donnerstag und Sonntag an allen Schulen wieder der reguläre Unterricht. Auch bei mir war seit Samstag eingeschränkter Betrieb; es kamen weniger Kinder und die meisten blieben nicht sehr lange; auch bei mir wird sich schnell wieder die Normalität einstellen.

19.10.2006: Heute machte ich einen Ausflug in den äußersten Nordosten des Kathmandu-Tales. Kurz vor dem Dorf Sankhu liegt das von INTERPLAST Deutschland unterhaltene Spezial-Krankenhaus für Verbrennungen und plastische Chirurgie.

Im Interplast-Krankenhaus
Das INTERPLAST-Krankenhaus

Gelähmter junger Mann im Krankenbett
Der Patient im Bett mit seinem Bruder, der ihn
pflegt, weil es keinen Vater gibt und die Mutter
arbeitet und zwei kleine Kinder versorgt.

Unser Ex-Kind Sandeep, 19-jähriger Müllsammler, war Mitte 2005 mit dem Fahrrad gestürzt und ist seitdem querschnittgelähmt. Als wir im März endlich ein Trainingszentrum für Wirbelsäulenverletzungen gefunden hatten, das ihn aufnehmen wollte, war er so wundgelegen, dass die ihn nach Sankhu verlegten. In gut sechs Monaten bekam er vier größere Hauttransplantationen. Nun soll er in 3-4 Wochen entlassen und wieder in das Wirbelsäulen-Zentrum verlegt werden. (Er ist ziemlich abgemagert, ist aber fröhlich und gesprächig und macht einen erstaunlich wenig verzweifelten Eindruck.)

Zugleich stellte ich dort zwei Kinder vor, die demnächst operiert werden sollen: Einen Zwölfjährigen mit Kontraktionen an vier Fingern nach Verbrennungen als Baby. Und einen Elfjährigen, dem vor gut einem Jahr der linke Arm mit Säure verätzt wurde.
Zu Hause ist inzwischen die Immunisierung gegen Tetanus voll angelaufen: 44 Kinder bekamen in den 11 Tagen seit meiner Ankunft ihre dritte Spritze und sind damit für zehn Jahre geschützt. Und heute begann ich mit den "Neuen" - und gleich am ersten Tag ließen sich 11 Kinder die erste Spritze geben. (84 stehen auf der Liste; aber ich weiß ja nicht, ob sich alle die Spritze geben lassen werden.)
 

ein Schüler
Suhamdi, gerade14 Jahre alt ge-
worden, ging in die 8. Klasse.
Am 12.10. fuhr er mit dem Moped
gegen einen Baum. Schädelbruch.
Am 14.10. verstarb er im
Krankenhaus.

15.10.2006: Hier in Nepal läuft alles bestens. Bis gestern Abend hatten mich über 200 unserer Kinder und Jugendlichen und zahlreiche Eltern besucht.
Heute erhielt ich aus Indonesien leider eine Mail mit sehr schlechten Nach­richten: (Siehe nebenstehendes Foto.)

12.10.2006: Bis gestern Abend (knapp drei Tage) haben mich bereits 155 unserer Kinder und Jugendlichen erstmals oder auch schon drei Mal besucht. Bei den meisten machte ich gleich Notizen zu schulischen Fortschritten oder zur familiären Situation.
Ab heute nimmt der Wärter für draußen seine Arbeit wieder auf. Und ein junger Mann kommt für 3 Tage Probezeit und ich hoffe, dass er mir helfen kann, die Kinder im Tageszimmer zu beaufsichtigen.

10.10.2006: Gestern kam ich morgens gegen 9 Uhr in meiner Wohnung in Kathmandu an.
Nach knapp einer Stunde besuchten mich die ersten drei Kinder. Bis zum Abend hatte ich 44 Kinder und Jugendliche getroffen, vier hatten mich angerufen, über etwa zehn hatten mir Freunde und Verwandte ausführlich erzählt.
In wenigen Tagen werde ich diese Seiten hier aufräumen und Euch gut zwei Monate lang regelmäßig aus Nepal berichten.
 


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